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Projekte: Arbeitsumfeld

Schwebende Hochhaus-Landschaftsarchitektur

Hauptsitz KT Korea Telekom, Seoul
Renzo Pianos Ensemble aus einem schlanken, höheren und einem breiteren, flacheren Hochhaus scheint zu schweben. Üppiges, von Hügeln, Sträuchern und Bäumen durchsetztes Grün fliesst anstelle eines Erdgeschosses unter den aufgeständerten Gebäuden hindurch und verleiht der Situation eine Aura zauberhafter Schwerelosigkeit. Viele Stockwerke höher bietet der öffentliche Dachgarten ein vollkommen anderes Bild. Inmitten der Grossstadt entführen beide Parks die Besucher in die Welt der koreanischen Naturlandschaften. Doch trotz ihrer Zusammengehörigkeit könnten die beiden Standorte nicht unterschiedlicher sein.

Der Park auf der Bodenebene orientiert sich an der üppigen Vegetation, die im lichten Schatten koreanischer Mischwälder zu finden ist: Die schattentauglichen Arten aus der Strauchschicht dieser Wälder sind als harmonische Komposition in die sanfte Hügellandschaft gesetzt. Die Höhenstaffelung der Pflanzen überhöht die Perspektivwirkung und verleiht dem Raum visuelle Tiefe. Die für europäische Augen exotisch anmutende Vegetation aus sommer- und immergrünen Arten, die mit einem auf Korea spezialisierten Pflanzensoziologen ausgewählt wurden, strahlt eine üppige doch subtile Ästhetik aus. Spaziergänger bewegen sich auf geschwungenen Wegen durch eine sich über das Jahr wandelnde Welt aus verschiedensten Grüntönen und den zarten Pastellfarben der Blüten. In dieser Bepflanzung verschwinden die Gebäudestützen, was die schwebende Raumwirkung verstärkt. Wo unter dem Zentrum des grösseren Gebäudes der kühlende Schatten am tiefsten ist, vervielfältigt ein Wasserbecken das einfallende Licht und zeichnet tanzende Muster auf die umgebenden Oberflächen. Eine umlaufende Sitzmauer grenzt den Park von der Stadt ab.

Das Klima auf dem Dach ähnelt mit Wind, Trockenheit, extremer Hitze und Kälte den klimatischen Bedingungen der Bergwelt. Die Dachlandschaft ist daher von der koreanischen Bergvegetation inspiriert. In einer wogenden Welt aus Gräsern und Rhododendronarten stehen kleine Gruppen markanter koreanischer Föhren, jede von ihnen eine individuell gewachsene, vom Wind geformte Skulptur. Die differenzierte Höhenstaffelung der Unterpflanzung suggeriert räumliche Tiefe. Die karge Grundstruktur der Anlage steht in spannungsvollem Widerspruch zur Reichhaltigkeit der Pflanzenwelt im Detail. Blüten setzen darin zarte, jahreszeitlich wechselnde Akzente. Die Ausrichtung der gesamten Anlage zeichnet die Bewegung und Richtung der vom Wind geprägten Bergvegetation nach. Zugänglich wird diese Höhenlandschaft über ein Holzdeck, dessen Finger tief in den Raum greifen und inmitten der abstrahierten Berglandschaft Rückzugsräume schaffen.

Projektinformationen
Auftraggeberin: KT Korea Telecom
Planung: 2010-2012
Realisierung: 2012-2017
Landschaftsarchitektur Fontana, Basel
Architektur: Renzo Piano Building Workshop, Paris
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