Nördlich des Tempelhofer Feldes liegen die Stadtteile Columbia und Neukölln. Lange begrenzte der hermetisch abgeriegelte Flughafen Tempelhof dieses Gebiet und stempelte es zur inhomogenen Randzone. Durch die Öffnung des stillgelegten Flughafengeländes mit seinen riesigen Grünflächen rückt die städtebauliche Sackgasse plötzlich ins Zentrum. Ein Stadtentwicklungskonzept soll die Weichen für die Quartierentwicklung stellen.
Der Entwurf stellt die Belebung ungenutzter Flächen und ihre Vernetzung – in sich und mit dem neuen Freiraum – mit einfachen, kostengünstigen Massnahmen ins Zentrum. ‹Aktivieren, Entfalten, Verflechten› lautet der dreistufige Massnahmenplan: Im ersten Schritt werden bestehende Räume aufgewertet und auf stadtsoziologischer Ebene bespielt. Ein breites Spektrum an Nutzungsmöglichkeiten lädt zur freien Aneignung ein und belebt so den Raum. Im zweiten Schritt werden die aktivierten Elemente weiterentwickelt. So wird beispielsweise die neue Baumschule durch die Verteilung der Pflanzen im Quartier immer weiter ausgedünnt, bis sie schliesslich zum Stadtcampingplatz wird, während das Umfeld durch die Pflanzungen an Qualität und Struktur gewinnt. Im dritten Schritt werden die dann noch fehlenden Wegeverbindungen ergänzt oder aufgewertet.
Die übergreifenden Strukturen im heterogenen Gefüge entwickeln sich zu durchgängigen, verständlichen Erschliessungs- und Freiraumstrukturen. Zonen werden geklärt, in ihrer Identität präzisiert und gestärkt. Der landschaftlichen Dimension des Tempelhofer Feldes setzt der Entwurf kleinere, privatere Quartierfreiräume aus dem Bestand entgegen. So öffnen sich die beiden Friedhöfe durch eine bessere Durchwegung zum grünen Durchgang und Friedhofspark. Ein neues Konzept holt das Freibad aus der sozialen Grauzone und macht es wieder für alle Bewohner sicher nutzbar. Die Ergänzung der Erschliessung verbindet die verschiedenen Freiräume mit dem Tempelhofer Feld oder dem Volkspark Hasenheide. Strassenbäume geben den Strassenräumen ein spezifisches Gesicht und eine klare Hierarchie. Mit dem Lilienthalquartier entsteht ein neues Quartierzentrum: Ein dichter Büro- und Wohncluster belebt den ‹Platz der Luftbrücke›. Die Bewegung aus der städtischen Dichte in die grüne Weite des ehemaligen Flugfeldes erhält eine kraftvolle Dramaturgie.
Ein übergreifendes Konzept und ein Paket gestaffelter Einzelmassnahmen entwickelt das Quariter nach und nach vom Randgebiet zur modernen Gartenstadt, die sich hier und dort zu urbanen Hotspots verdichtet. Das pulsierende Stadtleben keimt im Grünen.