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Projekte: Arbeitsumfeld, Städtebau, Wohnumfeld

Rückeroberung?

Vetropack, Bülach
Das Vetropack-Areal in Bülach geht den nächsten Schritt seiner Entwicklung: Zwischen der dichten Infrastruktur von Bahn, Autobahn und Erschliessungsstrassen, noch genutzten Industriebauten und den vom Perimeter durchtrennten Teilen des Hardwaldes soll anstelle der industriellen Glasproduktionsstätten ein gemischtes Wohn- und Arbeitsumfeld entstehen.

Die städtebaulichen Themen und Dimensionen greift der Entwurf aus der Umgebung auf, um sie dann langsam – von innen nach aussen – in ihr radikales und attraktives Gegenteil zu verwandeln: Ein äusserer Ring aus flächigen doch vielgestaltigen Grossbauten, die von einer breiten Promenade umlaufen werden, spiegelt die Urbanität, Heterogenität und die industriellen Dimensionen der Umgebung. Jeder Baukörper bildet eine eigenständige, charakterstarke Adresse und ist doch Teil des Ringes, der zugleich die innere Promenade und den zentralen Park formt. Abgeschirmt vom Geräuschpegel, findet sich innen die grosszüge, doch detailreiche, ruhige Gegenwelt zum äusseren Ring. In ihrem Zentrum liegt wie das Auge des Sturmes eine urwüchsige, waldartige Grünfläche. Sie ist Ruhe- und Erholungsraum für die Anwohner, aber auch der ökologische Trittstein, der die Waldlebensräume rundum ergänzt und verbindet: Eine Enklave urbaner Natur. Zugänglich ist der dichte Parkwald über Holzstege, die zur zentralen Aussichtsplattform führen.

Zwischen dem Wald und dem Gebäudering vermittelt der innere Ring, die autofreie Promenade. Sie setzt dem zentralen, vegetativen Ruhe-Raum ein befestigtes, aktives Pendant entgegen: Wie Intarsien sind individuelle Nutzflächen auf und in den durchgängigen Betonboden der Promenade gesetzt: Kiefern in Pflanztrögen spenden Schatten, Bänke, Liegewiesen, Sonnendecks, Spielplätze oder Gemüsegärten für die Anwohner gliedern und beleben die Promenade. Sie brechen den urbanen Masstab auf menschliche Einheiten herab. Die Elemente kehren auf der gesamten Promenade wieder – ihre Gestaltung jedoch variiert und schafft so Individualität.

Die Kraft des Entwurfes liegt in seinen Gegensätzen: Kleinteiligkeit trifft auf grosse bauliche Dimensionen, durchgängige Prinzipien auf individuelle Details, die Poesie städtischer Natur auf liebevoll gestaltete bauliche Härte.

Projektinformationen
Ausloberin: Logis Suisse AG, Baugenossenschaft Glattal, Steiner AG
Städtebaulicher Studienauftrag, 2013
Landschaftsarchitektur: Fontana, Basel
Architektur: MVRDV Architekten, Rotterdam