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Projekte: Öffentlich

150 Jahre alte Landschaftsarchitektur von heute

Kannenfeldpark, Basel
Allzu häufig betreibt die Schweizer Landschaftsarchitektur heute Schadensbegrenzung auf dem Tiefgaragendach oder der Restfläche eines Bauvorhabens. Doch die bedeutenden Freiflächen der Zukunft liegen immer mehr im Bestand. Historische Anlagen wie der Basler Kannenfeldpark leben weniger von radikaler Neugestaltung, als vielmehr von umsichtiger Weiterentwicklung. Einen solch wertvollen Park langfristig zu begleiten und stetig zu verjüngen: Darin steckt viel vom Wesen und Potenzial der Landschaftsarchitektur.

Seine Geschichte beschert dem Kannenfeldpark einen einzigartigen Baumbestand in ungewöhnlicher Struktur. Von 1870 bis 1950 als Friedhof genutzt, wurde die Anlage 1951 in einen Park umgewandelt. Grabsteine und -begrenzungen verschwanden, die Bepflanzung blieb. Heute sind die kleinen Koniferen zu beeindruckenden Skulpturen herangewachsen, die frei in den zentralen Rasenfeldern stehen und Räume von einzigartiger Atmosphäre und Farbstimmung bilden.

Die historischen Wegachsen und der Baumbestand bilden bis heute die Grundstruktur des Parks. Neu dagegen sind die Räume, ihre Bezüge und Inhalte: Das Leitbild von Fontana Landschaftsarchitektur schälte hierfür Themen mit Potenzial aus dem Sammelsurium der Elemente aus verschiedenen Zeiten heraus. Es reduzierte radikal, sanierte, schuf neue Perspektiven, neue Tiefe und fand Antworten auf den wachsenden Nutzungsdruck. Wo nötig, ergänzte es: beispielsweise den neuen Rundweg, der heute alle Teilräume erschliesst, wo früher vieles unzugänglich war.

Die äussere Fassung der offenen Parkmitte, der Baumrahmen, ist ein Arboretum, das ergänzt und nach botanischen Familien gruppiert wurde. Den Grundstein dafür hatte die Stadtgärtnerei gelegt, die hier über Jahrzehnte überzählige Laubbaumraritäten aus anderen Anlagen eingesetzt hatte. Doch erst das Leitbild von 2004 machte die Raritätensammlung zum Gestaltungsthema und zum eigenständigen Parkraum.

Entlang der westlichen Erschliessungsachse liegen neue Spielangebote zwischen den alten Koniferen in der offene Parkmitte: Fünf kreisrunde Spielinseln, welche die veralteten Spielgeräte ersetzen. Die robusten Betonkreise im Rasen sind auf Wandelbarkeit ausgelegt: Sie bieten einen starken, formal einheitlichen, doch in der Nutzung flexiblen Wechselrahmen für ein breites Spektrum an Aktivitäten.

Der Park ist 150 Jahre alt und doch ein Park von heute. Er wäre zur Zeit seiner Entstehung niemals so entworfen worden, wie er heute aussieht – und würde auch heute niemals so entworfen. Die Auseinandersetzung mit dem Ort hat die Themenfelder erschlossen, die Fontana Landschaftsarchitektur zu einem neuen Bild zusammengefügt hat: einem unmöglichen Park. Er ist heute der beliebteste Park Basels. Doch wie belebt er auch ist – man kann sich hier zurückziehen, finden oder verlieren, allein sein oder wenige Meter weiter in der Menge baden.

Projektinformationen
Auftraggeberin: Stadtgärtnerei Basel
Direktauftrag, 2004
Chronologie:
1868-1950: Nutzung als Friedhof (Gestaltung: Amadeus Merian)
1951: Umgestaltung zum Park durch Stadtgärtner Richard Arioli
2004: Parkleitbild Fontana Landschaftsarchitektur
2004-2017: Etappenweise Umsetzung der Grundstrukturen nach Leitbild
2017: Sanierung Rosengarten (Relikt der Grün 80)
Seit 2018: laufende gestalterische Betreuung